Ko Itakura: Die Lösung für Gladbachs Sechserproblem
Mit dem FC Schalke 04 ist er aufgestiegen, doch sein Bundesliga-Debüt wird er nun im Trikot von Borussia Mönchengladbach feiern. Mit dem Transfer von Ko Itakura schließt die Borussia die vielleicht wichtigste Kader-Baustelle.
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Ein Weltmeister (Christoph Kramer), zwei international begehrte Nationalspieler (Florian Neuhaus und Denis Zakaria) und ein taktisch wie physisch frühreifes Talent aus Frankreich (Kouadio Mane) - der Personal-Pool für die Mittelfeldzentrale ließ im Sommer 2021 wirklich nicht erahnen, dass diese Position für Borussia Mönchengladbach zum Problem werden könnte. Wurde sie dann aber doch. Weil Kramer bis zum Schluss nicht in die Saison fand, Neuhaus nicht Adi Hütters Wunschtypus des körperlich dominanten Sechsers entsprach, auch Kone eher ein Achter ist, und mit Zakaria "der klarste Sechser, den wir haben" (so Hütter im Januar) Ende Januar zu Juventus Turin wechselte.
Auch weil Gladbach das Zentrum nicht schließen konnte, scheiterte Adi Hütters erster Vorsatz als vor einem Jahr installierter VfL-Coach: Anstatt die Gegentorflut zu stoppen, kassierte sein Team mit 61 Treffern am Ende sogar fünf mehr als in der Vorsaison - eines von vielen Argumenten, die nach nur zwölf Monaten zur Trennung zwischen Hütter und der Borussia führten.
Dick, fett und weit oben auf der sommerlichen To-Do-Liste von Roland Virkus stand nun also die Verpflichtung eines defensiv gepolten Sechsers. Diesen Punkt hat Borussias Sportdirektor mit dem Transfer von Ko Itakura abgehakt. Der zuletzt sehr erfolgreich an Schalke 04 ausgeliehene Japaner kommt von Manchester City an den Niederrhein und soll die größte Baustelle im "Fohlen"-Kader schließen.
Schalker Aufstiegsheld
Auf Schalke hätte man die Leihgabe aus England, die zwei Tage nach ihrer Ankunft im "Pott" als Halbzeit-Joker debütierte und anschließend kein einziges Mal mehr in der Startelf fehlte, nur zu gern gehalten. Mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit fügte sich Itakura nicht nur in die fremde Liga und Kultur ein, sondern gab von Anfang an auch die Richtung vor. Erst als zentraler Organisator der Dreier-Abwehrkette, in der Rückrunde dann öfter auf der Position, auf der er 2019 in der japanischen Nationalmannschaft debütierte, als Sechser.
Die neuen Bundesliga-Trikots der Saison 2022/23
Über seine Variabilität sagt der Neu-Borusse: "Ich kann beide Positionen spielen, auf der Sechs und in der Innenverteidigung. Wo ich auflaufe, muss der Trainer entscheiden." Der dürfte um einen Abräumer als Partner eines seiner offensiver denkenden Zentrumsspieler froh sein.
Schalkes Pech, sich die Festverpflichtung eines der Garanten des direkten Wiederaufstiegs nicht leisten zu können, könnte so zum großen Gladbacher Glück werden. Virkus: "Er hatte sicherlich mehrere attraktive Optionen für einen Wechsel. Umso erfreuter sind wir darüber, dass er von unserem Weg überzeugt ist, denn er ist ein wichtiger Baustein in unseren Planungen."
Abräumer und Torjäger - für Itakura kein Widerspruch
Als "ungemein laufstark und taktisch diszipliniert" charakterisiert Virkus den 25-jährigen Rechtsfuß, und könnte etwa noch hinzufügen, dass der seit seinem Debüt für S04 insgesamt nur noch 74 Einsatzminuten verpasste, also trotz hohen Laufpensums fast immer durchspielte. Taktische Disziplin ist genau das, was Gladbach rund um den Mittelkreis zuletzt fehlte: Positionstreue, offensive Zurückhaltung, nicht auf Kosten offensiver Instinkte die Abwehrreihe entblößen.
Offizieller Transfermarkt: Alle Sommerwechsel der Bundesligisten
Dass Itakura auf Schalke trotzdem vier Tore gelangen - kein Defensiver schaffte 2021/22 in der 2. Bundesliga mehr - ist zur Hälfte seiner Präsenz bei Eckbällen zu verdanken (trockene Abschlüsse gegen Hamburg und Hannover), zur anderen Hälfte seiner Kombinationsstärke und fußballerischen Finesse.
Sein erstes Tor in der 2. Bundesliga veredelte eine der schönsten Kombinationen der Saison, die er mit einem kontrolliert-mutigen Dribbling eingeleitet hatte und nach doppeltem Doppelpass per platzierter Direktabnahme von der Strafraumgrenze abschloss - das 4:1 gegen Nürnberg.
Von demselben Spielwitz und bemerkenswerter Kälte im Abschluss geprägt war auch Itakuras vorerst letztes Tor für die Königsblauen. Wieder ein unerwartetes Dribbling, diesmal schon im Strafraum, dann ein ebenso überraschender wie staubtrockener Abdruck aus spitzem Winkel ins lange Eck - das 2:0 gegen Heidenheim.
Farke nutzt seinen Draht zu Guardiola
Ein Faktor bei Itakuras Verpflichtung war auch Gladbachs neuer Trainer. Daniel Farke besaß die ein oder andere Vorkenntnis aus verlässlicher Quelle: "Ich kenne ihn schon ein bisschen aus seiner England-Zeit, auch wenn er da nicht soviel gespielt hat. Ich bin ja in einem engen Kontakt mit Pep Guardiola, wir haben uns da auch über den einen oder anderen Spieler unterhalten."
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Itakura sei ein "super Junge", mit "Top-Charakter", der viele Positionen bekleiden kann. Im Mittelfeld, als Innenverteidiger oder in der Dreierkette. Im Nationalteam spielt er auf der tiefen Sechs, da habe ich ihn auf seiner Station in Groningen auch schon gesehen."
Zu bedenken gibt Farke einzig den Schritt von der 2. Bundesliga ins Oberhaus: "Es ist schon etwas anderes, bei einem gestandenen Bundesligisten zu spielen. Dieses neue Niveau muss man sich erarbeiten. Aber wir werden ihm Zeit geben, sich einzugewöhnen." Auf Schalke brauchte Itakura dafür genau zwei Tage ...
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