Legendärer Ausraster: Der Tonnen-Tritt des Jürgen Klinsmann
Nach seiner Auswechslung tritt Jürgen Klinsmann wutentbrannt gegen eine Werbe-Tonne neben der Ersatzbank und sorgt damit für einen denkwürdigen Moment in 60 Jahren Bundesliga.
Es war der 31. Spieltag der Saison 1996/1997. Unter Trainer Giovanni Trapattoni spielte der FC Bayern München zuhause gegen den Tabellenletzten SC Freiburg. Im Sturm der Bayern: Welt- und Europameister Jürgen Klinsmann. Ein Sieg war Pflicht, man durfte sich im Titelrennen mit Bayer 04 Leverkusen keinen Patzer erlauben.
Der damals 32-jährige Klinsmann hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 13 Saisontore erzielte, von seiner Topform war er jedoch weit entfernt. Dazu kam, dass nach der Saison der Abschied von den Bayern bereits fesstand. Aus dieser Gemengelage heraus sollte sich einer der kuriosesten Momente der Bundesliga-Geschichte ereignen: Klinsmanns Tonnen-Tritt von München.
Die Vorgeschichte
"Wahrscheinlich bin ich zu brav", hatte Jürgen Klinsmann in der Vorwoche den Journalisten mitgeteilt, und damit seinen späteren Wutausbruch quasi schon angekündigt. Es ging darum, dass Klinsmann im Münchner Derby bereits zum elften Mal in der Saison frühzetig ausgewechselt wurde. "Was wäre passiert, wenn sie das früher mit einem Rummenigge oder Hoeneß gemacht hätten?", raunte Klinsmann.
In besagtem Freiburg-Spiel beorderte Trapattoni seinen Stürmer nach torloser erster Hälfte aus dem Sturmzentrum auf den linken Flügel. In der Folge kam es zu Wortgefechten zwischen Klinsmann und seinem Trainer, die in der vollständigen Degradierung mündeten: Trapattoni brachte mit Carsten Lakies einen Debütanten aus der Amateurmannschaft auf den Platz und nahm Jürgen Klinsmann dafür runter.
Ein Tritt wird Geschichte
Fluchend und wild gestikulierend ging "Klinsi" vom Platz. Das obligatorische Abklatschen mit dem Trainer verweigerte der 32-Jährige. All die Wut und der Frust musste nun raus, und so kam es zu der legendären Szene: Eine mannshohe Werbetonne des Batterie-Herstellers "Sanyo", die neben der Ersatzbank stand, musste für Klinsmanns Ausbruch herhalten. Der trat mit voller Wucht gegen die Tonne und durchstieß das Material mit seinem rechten Fuß. Schmerzen ließ er sich nicht anmerken, Jahre später gestand er jedoch: "Ich habe mir bei dem Tritt gewaltig den Knöchel aufgeschürft an der Tonne. Doch davon ließ ich mir, vor Scham über den Ausbruch, nichts anmerken."
Folgen hatte der denkwürdige Ausraster für Klinsmann nicht. Noch am selben Tag entschuldigte er sich bei Trainer Trapattoni. Auch Manager Hoeneß sah von einer Bestrafung ab. Gemeinsam mit dem Batterie-Hersteller Sanyo spendete Klinsmann in der Folge noch Geld an seine eigene Stiftung für notleidende Kinder. Nur zwei Wochen nach dem Tonnen-Tritt feierten die Bayern die Meisterschaft.
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