Spitzenreiter Freiburg: Vom Klein-Club zum Top-Team
Nicht aus München oder Dortmund, sondern aus Freiburg kommt der Tabellenführer nach dem 5. Spieltag. Der Sportclub hat das Image des Klein-Clubs abgelegt und etabliert sich zunehmend als Spitzenteam.
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Der Pokalfinalist als Tabellenführer nach dem 5. Spieltag. Klingt nicht besonders ungewöhnlich, oder? Und doch ist die Überraschung einigermaßen groß, wenn nach diesem Wochenende mit dem Spitzenspiel des FC Bayern bei Union Berlin, und dem Sieg von Borussia Dortmund gegen die ebenfalls gut gestartete TSG Hoffenheim der SC Freiburg von Platz eins grüßt. Beim umkämpften 3:2-Sieg in Leverkusen rang der Vorjahressechste den einen Champions-League-Starter nieder und schob sich vorbei an zwei weiteren an den Platz an der Sonne.
Der Torjubel des als schüchtern geltenden Matthias Ginter nach dem zwischenzeitlichen 1:1 steht dabei sinnbildlich für das berechtigte, neue und neuerdings auch nach außen getragene Selbstbewusstsein der Breisgauer. Mit betont ausdrucksloser Miene zog er das Clublogo auf seinem Shirt nach vorne, hielt es in Richtung Kameras: Sport-Club Freiburg - noch Fragen?
Viel mehr als Glück
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Beruf und Naturell zwangen Trainer Christian Streich nach dem Spiel, eilig das "Glück" hervorzuheben, das dazugehöre, "wenn du 1:0 hinten liegst und dann 3:2 gewinnst". Hauptzutaten waren beim Arbeitssieg aber andere. Zunächst mal Nehmerqualitäten.
Nach Jonathan Tahs Tritt ins Auge von Roland Sallai, der schon nach neun Minuten mit einer Fraktur des Augenbogens ausgewechselt werden musste und der Mannschaft bis auf weiteres fehlen wird. Anschließend rollte Angriff um Angriff auf die angefasst wirkenden Freiburger zu. Einer davon führte, fast zwangsläufig, zum erst zweiten Rückstand in dieser Saison. Der bei Kerem Demirbays Treffer unglücklich verteidigende Manuel Gulde und Kollegen hätten sich über weitere Leverkusener Tore nicht beschweren dürfen.
Freiburger Erfolgsfaktoren: Standards, Neuzugänge, Wille
Offizieller Transfermarkt: Alle Sommerwechsel
So aber ging es in Schlagdistanz in Durchgang zwei, in dem die Breisgauer dann eine ihrer größten Stärken ausspielten: Standards. Präzisionsschütze eins, Vincenzo Grifo fand Ginter per Ecke zum Ausgleich. Später verlängerte Nicolas Höfler eine Ecke von Präzisionsschütze zwei, Christian Günter, per Kopf auf Ritsu Doan, der zum Endstand traf.
Dazwischen bestrafte Michael Gregoritsch einen Rückpassschnitzer von Edmond Tapsoba mit dem zwischenzeitlichen 2:1. Alle drei Treffer wurden somit von Sommerneuzugängen erzielt, was von hervorragender Transferarbeit und gutem Kaderklima zeugt.
Noch dazu war bei allen drei Toren der (im Vergleich zum Gegner größere) Wille zu erkennen, mit dem sich die Schützen zum Ball, und diesen dann geradezu ins Tor kämpften. Ginter zwängte sich vorbei am Hünen Tah, Gregoritsch knallte bei seinem Grätschschuss gegen den Pfosten, Doan stocherte auf der Linie entschlossener als Daley Sinkgraven.
Ginter für Schlotterbeck: ein Ausrufezeichen
Was verpasst? Der 5. Spieltag im Liveticker
Wenn man die Sache mit dem Glück einmal umdreht und das Pech aus der Freiburger Saisonleistung streicht, wären sogar noch mehr Punkte drin gewesen. Mark Flekkens Fehlgriff gegen den BVB (1:3), der beim Stand von 1:0 den einzigen Punktverlust der ersten fünf Spiele einleitete, darf schließlich als der berühmte "eine von tausend" gewertet werden. Alle anderen Spiele gewann der Sport-Club mit bewährten Mitteln und bekannten Spielern.
Für Konstanz und Eingespieltheit steht neben dem seit zehneinhalb Jahren amtierenden Übungsleiter Streich, nämlich auch der Kader, der bis auf Nico Schlotterbeck alle Leistungsträger der erfolgreichen Vorsaison behalten durfte. Dass der eine deutsche Nationalspieler dabei mit Ginter durch einen anderen ersetzt wurde, spricht Bände über Standing und Möglichkeiten der Badener.
Dem Image des urigen Klein-Vereins, der seit Jahren auch so sympathisch wahrgenommen wird, weil Anhänger anderer Vereine ihn eben immer noch nicht als sportliche Bedrohung begriffen haben, sind die Freiburger längst entwachsen. Vielmehr sind sie der kickende Beweis dafür, dass man den Weg nach oben auch auf leisen Sohlen gehen kann. Im Mai hat dieser Weg sie zum ersten Mal ganz nah an einen Titel herangeführt. Vier Monate später deutet nichts darauf hin, dass der SC seinen Platz in der Spitzengruppe des deutschen Fußballs bald zu räumen gedenkt.
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