Kann Ermedin Demirović die Fußstapfen von Serhou Guirassy beim VfB Stuttgart ausfüllen?
Der neue Sturmtank des VfB Stuttgart heißt Ermedin Demirović - und er tritt in große Fußstapfen beim Vizemeister. Der Bosnier bringt neue Wucht und alte Torgefahr mit. bundesliga.de stellt den 26-jährigen Angreifer vor.
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Der VfB Stuttgart war das Überraschungsteam der abgelaufenen Saison - von der Relegation führte Sebastian Hoeneß die Schwaben innerhalb von nur einer Saison bis fast an die Spitze - mit einer überragenden Saison wurde der VfB Vizemeister hinter Bayer 04 Leverkusen. Eines der Erfolgsrezepte: das gefährliche Sturmduo aus Serhou Guirassy und Deniz Undav.
Doch der Vize-Torschützenkönig der Spielzeit 2023/24 und somit auch seine 28 Saisontore werden die Stuttgarter verlassen - als Nachfolger kommt Ermedin Demirović vom FC Augsburg. Kann der 26-jährige Sturmtank die Fußstapfen ausfüllen?
Demirović wechselt zum VfB Stuttgart
Aus Hamburg über Umwege in die Bundesliga
Demirović ist gebürtiger Hamburger und wuchs natürlich in der Jugend des HSV auf. Mit 16 Jahren schloss er sich 2014 jedoch der Jugendakademie von RB Leipzig an, wo er den Sprung in die Bundesliga schaffen wollte. Doch der blieb ihm verwehrt. Nach drei Jahren verließ der Bosnier Deutschland - in Spanien bei Deportivo Alavés fand er seinen Platz. Einsätze bekam er vor allem in der Copa del Rey, wo er mit drei Treffern in drei Spielen überzeugte.
Nach nur einem Jahr ging eine lange Reise an Leihstationen los. Zunächst spielte er eine Halbserie in der französischen Ligue 2 beim FC Sochaux und überzeugte. Die Rückrunde bei UD Almería in der spanischen zweiten Liga lief wiederum schlechter. Dann folgte der Durchbruch in der Schweiz beim FC St. Gallen. 28 Spiele absolvierte Demirović in der Saison 2019/20, traf dabei 14-mal bei sieben Assists. Zusammen mit starken Auftritten bei der U21-Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina überzeugte er die Scouts des Sport-Club Freiburg.
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Bei den Breisgauern kämpfte sich Demirović früh in die Startelf und konnte bereits in der ersten Saison eine richtig starke Phase hinlegen. Drei Tore und sechs Assists sammelte er im Winter 2020/21 innerhalb von sechs Spielen - darunter ein 2:1-Sieg gegen den VfB mit einem Tor sowie einer Vorlage für seinen alten und neuen Teamkollegen Wooyeong Jeong. Doch nach einer ordentlichen Restsaison kam das verflixte zweite Jahr auf ihn zu und es sollte nicht mehr so klappen wie bisher. Zwei Tore in der Bundesliga und ein weiteres im DFB-Pokal ließen Erwartungen offen - dazu kam der bittere, entscheidende Elfmeter im Pokalfinale, den er verschoss.
Doch ein kleiner Schritt zurück half dem Bosnier dabei, sich weiter zu steigern und viele Schritte nach vorne zu machen: Demirović wechselte im Tausch mit Michael Gregoritsch nach Augsburg - und bei den Fuggerstädtern lief es deutlich besser! In einer schwierigen ersten Saison des Vereins half er mit acht Treffern und vier Vorlagen beim Klassenerhalt, stieg zum Führungsspieler auf und wurde im Sommer 2023 Kapitän des FCA. Der neuen Rolle entsprechend, ließ er Leistungen folgen: 15 Treffer sowie neun Torvorbereitungen sammelte er in der zweiten Saison, die für ihn persönlich diesmal reibungslos verlief. Nun folgt der Wechsel nach Stuttgart.
Ein Sturmtank mit Wucht und Intensität
An die Torquote von Guirassy kam Demirović in der abgelaufenen Saison nicht heran, doch sein Spielstil ähnelt dem Topstürmer in gewissen Aspekten sehr. Wie der Guineer lässt sich auch der neue VfB-Angreifer gerne aus der Sturmlinie fallen. Mit seiner starken Physis und Durchsetzungsfähigkeit kann er auch unter hohem Druck und in engen Räumen die Bälle festmachen und weiterleiten.
Ist er in gefährlichen Räumen am Ball, entsteht gerne große Gefahr. Demirović ist dabei zwar nicht der sauberste Passspieler mit rund 73 Prozent angebrachten Pässen, doch das hat auch mit seiner Risikobereitschaft zu tun. Immer wieder schickte er seine Mitspieler in den Strafraum und legte Chancen auf. 31 Torschüsse bereitete er vor - neun davon führten zum Torerfolg der Fuggerstädter.
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Doch neben der Stärke in engen Räumen ist der Bosnier vor allem ein Zweikampf-Monster. 708 geführte Duelle sind der viertbeste Wert der Liga. Unter den Mittelstürmern kommt nur der neue Gladbacher Tim Kleindienst auf mehr. 510 davon führte er im offensiven Zweikampf. Immer wieder führten seine Duelle zu starken Ballbehauptungen oder hohen Ballgewinnen, die er dann in Torchancen für sich oder seine Mitspieler ummünzen konnte. Durch seine Durchsetzungsfähigkeit, sein gutes Kopfballspiel und seinen starken Abschluss mit dem Fuß ist er eine echte Waffe im gegnerischen Strafraum.
Mit 32,97 km/h Topspeed ist Demirović zwar nicht der schnellste, doch das war Guirassy (33,15 km/h) auch nicht. Das fehlende Tempo macht der 26-Jährige durch seine unermüdliche Arbeit und sein starkes Positionsspiel wieder wett. Mit 916 Sprints war er in der abgelaufenen Saison einer der Top-5-Sprinter der Bundesliga, 2262 intensive Läufe sind zweitbester Wert unter den Mittelstürmern (nach Kleindienst). Auch bei der zurückgelegten Distanz (341,6 km) toppt ihn nur der frühere Heidenheimer.
Mit neuem Stürmer an die Erfolge anknüpfen
Vor allem seine hohe Arbeitsrate gegen den Ball wird dem VfB in der kommenden Saison noch einmal mehr helfen können. Denn neben der Bundesliga wartet auf den Vizemeister auch die UEFA Champions League, wo die Schwaben auf noch mehr Spitzenclubs treffen werden, die ihnen den Ball vielleicht häufiger vom Fuß nehmen als die Bundesliga-Konkurrenz. Mit 57,96 Prozent war der VfB in der abgelaufenen Saison das Team mit dem drittmeisten Ballbesitz im deutschen Oberhaus.
Doch seine Fähigkeiten funktionieren auch in der Bundesliga herausragend, das hat er beim FCA bewiesen. Nun gilt es, an die alten Erfolge anzuknüpfen - für Ermedin Demirović genauso wie für den VfB Stuttgart. Höchstwahrscheinlich wird der Bosnier die Fußstapfen von Guirassy nicht alleine ausfüllen können - dafür war die Saison des Guineers zu beeindruckend. Doch im Kollektiv, mit alten Spielweisen und neuen Stärken, kann es der VfB schaffen, dass der Angriff rund um Demirović in der Gesamtheit nicht an Wucht verliert. Dass das Potenzial dafür vorhanden ist, hat der neue Sturmtank des VfB auf jeden Fall gezeigt.
Niklas Staiger
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