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60 Jahre Bundesliga

"Wie eine Flasche leer!": Giovanni Trapattonis legendäre Bayern-Pressekonferenz

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Sie ist bis heute Bestandteil vieler Bundesliga-Rückblicke: die legendäre Wutrede von Giovanni Trapattoni. Der damalige Trainer des FC Bayern München hielt 1998 bei einer Pressekonferenz des Rekordmeisters einen Monolog, der sich gewaschen hatte. In 60 Jahren Bundesliga hat es ein derart wutentbranntes Statement nicht mehr gegeben.

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Im Trainingspullover hatte er sich im Pressekonferenz-Saal des FC Bayern München mit einem Zettel-Sammelsurium ans Rednerpult gestellt. Die Arme breit auf dem Tisch abgestützt, grimmige Miene und zahlreiche Mikrofone vor sich, die nur darauf warteten, das italienische Feuerwerk aufzunehmen. "Sind Sie bereit", soll Giovanni Trapattoni den anwesenden Medienvertretern zugeraunt haben. Und dann legte er los, zunächst noch recht verhalten, zumindest 19 Sekunden lang. Denn ab Sekunde 20 veränderte "Trap", wie der heute 84-Jährige auch genannt wurde, seine Tonlage schlagartig.

"Erstens!", begann der frühere Trainer des FC Bayern seine Aufzählung und sprach zunächst von der fehlenden Offensivpower seines Teams bei der 0:1-Niederlage zwei Tage zuvor gegen den FC Schalke 04. Die 3:07 Minuten andauernde Wutrede nahm Fahrt auf und Trapattonis Stimmung näherte sich dem Siedepunkt. 

Drei Bundesliga-Niederlagen in Serie, sieben Punkte hinter Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern und ein dürftiges 0:0 in der Champions League bei Borussia Dortmund hatten den heißblütigen Italiener auf die Palme getrieben. Trapattoni hatte sich akribisch auf diese Rede vorbereitet, wie er in seiner 2016 erschienen Biographie "Ich habe noch nicht fertig" zu Protokoll gab. Er wollte seinem Frust freien Lauf lassen, es hatte sich einiges angestaut.

"Ein Trainer ist nicht ein Idiot", fuhr Trapattoni mit seiner Schimpftirade fort, indem er sich über die öffentliche Kritik der Bayern-Profis Mehmet Scholl und Mario Basler, die sich über ihre Nicht-Aufstellung gegen S04 und eine zu defensive Spielweise beklagten, echauffierte. "In diese Spiel, es waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer!" spielte "Il Tedesco" auf das vier Tage vor dem Schalke-Spiel stattgefundene Unentschieden beim BVB an.

Nicht immer einer Meinung: Bayern-Spieler Mehmet Scholl und Trainer Giovanni Trapattoni - IMAGO / Team 2

Ab circa der Hälfte der Rede fing Trapattoni an zu schreien und schlug mit der rechten Hand auf das Pult: "Hat gespielt Mehmet, oder gespielt Basler, oder gespielt Trapattoni?" "Diese Spieler beklagen mehr als spielen", ergänzte der Italiener lauthals im Blitzlichtgewitter. Trapattoni krakeelte und gestikulierte wild umher.

Dann war Thomas Strunz an der Reihe: "Struuunz!" Der Italiener beschwerte sich über die vielen Verletzungen des defensiven Mittelfeldspielers. "Was erlauben Strunz?", brüllte "Trap" mit eisigem Blick. Die Halsschlagader schwoll mehr und mehr an, die Schläge auf den Tisch nahmen zu. Das Temperament des gebürtigen Mailänder sprudelte nur so vor sich hin. 

Ende gut, alles gut: Trapattoni und Bayern feiern am Ende der Saison 1997/98 den DFB-Pokalsieg über den MSV Duisburg - imago images/WEREK

Gegen Ende seiner Wutrede richtete der frühere italienische Nationaltrainer einen Appell an sein Team: "Mussen zeigen jetzt, ich will, Samstag, diese Spieler mussen zeigen mich eh... seine Fans, mussen allein die Spiel gewinnen, mussen allein die Spiel gewinnen!" Nachdem er ein letztes Mal Scholl, Basler und Strunz anzählte, schaute Trapattoni herunter auf seine Notizen, faltete diese zusammen und trat mit den weltberühmten Worten "Ich habe fertig" ab. Und dann stapfte der Italiener aus dem Presseraum, der damalige Pressesprecher Markus Hörwick hinterher.

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"Ich habe kurz überlegt, das Ganze abzubrechen. Die Sache war aber nicht mehr zu stoppen. Fernsehkameras liefen, da konnte ich den Trainer nicht wegziehen. Ich hätte ihn bloßgestellt", sagte Hörwick rund zwei Jahrzehnte danach gegenüber "Sport1". Zum Glück hat er "Maestro" Trapattoni nicht unterbrochen, denn so sind 60 Jahre Bundesliga um eine verrückte wie emotionale Geschichte reicher geworden. Das darauffolgende Bundesliga-Spiel gegen Bochum ging übrigens 0:0 aus. Deutscher Meister wurde am Ende Kaiserslautern, Bayern zwei Punkte dahinter Vizemeister. Mit dem Gewinn des DFB-Pokals endete die Spielzeit dennoch versöhnlich, auch wenn sich die Wege des FC Bayern München und Giovanni Trapattoni am Saisonende 1997/98 trennten. Trapattoni heuerte bei der AC Florenz an.

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