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60 Jahre Bundesliga

Ein Abend für die Ewigkeit: Dieter Müller und der Sechs-Tore-Rekord

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Sechs Tore in einem Spiel: Das gelang in der Bundesliga bisher nur einem Spieler. Dieter Müller schnürte beim 7:2-Heimsieg des 1. FC Köln gegen den SV Werder Bremen im August 1977 einen Sechserpack - ein Bundesliga-Rekord, der nicht einmal von Namensvetter Gerd oder Robert Lewandowski getoppt werden konnte.

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Robert Lewandowski. Gerd Müller. Jürgen Klinsmann. Jupp Heynckes. Luka Jovic. Dieter Hoeneß. Das ist nur ein Ausschnitt der prominenten Namen, denen das Kunststück gelang, fünf Tore in einem Bundesliga-Spiel zu erzielen. Ein Fünferpack in 90 Minuten: Das reicht jedoch nicht, um den Bundesliga-Rekord für die meisten Tore in einer Partie zu halten. Dieter Müller war am 17. August 1977 nicht zu stoppen, war im Heimspiel des 1. FC Köln gegen den SV Werder Bremen gleich sechs Mal für die "Geißböcke" erfolgreich. Ein Abend für die Ewigkeit, der bis heute nicht getoppt werden konnte.

32 Minuten waren an diesem Abend im Müngersdorfer Stadion gespielt, da hatte der Top-Torjäger der Kölner bereits für die Entscheidung gesorgt: Mit seinen Toren zum 1:0 (12.), 2:0 (23.) und 3:0 (32.) war Dieter Müller bereits ein lupenreiner Hattrick gelungen. Der FC-Stürmer war in der Saison zuvor mit 34 Treffern erstmals in seiner Karriere Torschützenkönig geworden – und wollte auch in der neuen Spielzeit seine Torjäger-Qualitäten wieder unter Beweis stellen. Sein Erfolgshunger war zur Halbzeit trotz des Dreierpacks noch nicht gestillt: Mit seinen Toren zum 4:1 (52.) und 5:1 (73.) sowie dem Treffer zum 7:2-Endstand (86.) legte Müller nach dem Seitenwechsel nochmals nach.

"Ich schwebte auf Wolke sieben, als ich vom Platz ging. Sechs Tore – das war mir noch nie gelungen. Als ich nach dem Spiel ins Geißbockheim kam, wurde ich mit Jubel empfangen und trank ein, zwei Kölsch mehr als sonst nach einem Spiel. Da war mir aber eigentlich noch gar nicht klar, was soeben passiert war. Erst am nächsten Tag realisierte ich, dass meine sechs Tore ein absoluter Rekord waren", erzählt Dieter Müller in seiner Autobiografie "Meine zwei Leben".

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Der Jubel um den Nationalstürmer war groß, nur ein Teamkollege bei den "Geißböcken" sah den Sechserpack mit einem kleinen weinenden Auge. FC-Legende Karl-Heinz Thielen, seines Zeichens Teil des Fünf-Tore-Clubs, soll angeblich nach dem Spiel zu Kölns Trainer Hennes Weisweiler im Scherz gesagt haben: "Mensch, den Dieter hättest du doch nach dem fünften Tor herausnehmen müssen!"

Bewegtbild gibt es von diesem historischen Abend für die Ewigkeit jedoch nicht – damals war es längst noch nicht der Standard, dass bei jeder Partie ein Kamerateam vor Ort war. "Leider gibt es nur Fotos. Es ist schon noch präsent: Die Partie war ja unter der Woche, ich glaube, es war ein Nachholspiel und es hatte geregnet. Sechs Tore, das war unvorstellbar", schilderte Müller im Interview mit dem Kölner Fanmagazin effzeh.com: "Ich freue mich, das der Rekord schon so viele Jahre besteht. Mir war nicht bewusst, dass der so lange hält, einige Spieler haben ja mal dran gekratzt. Aber es macht mich schon stolz, gerade als Spieler des 1. FC Köln, dass es so ist!"

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Gekratzt an diesem Rekord für die Ewigkeit hatten zuletzt Robert Lewandowski 2015/16 bei seinem historischen Fünferpack in neun Minuten beim Auswärtsspiel des FC Bayern München in Wolfsburg und Luka Jovic, der für Eintracht Frankfurt bei Fortuna Düsseldorf ebenfalls fünf Mal erfolgreich war. Bei der Torgala des Serben war Dieter Müller sogar live vor Ort – und zitterte doch ein wenig um seinen Eintrag in die Geschichtsbücher der Bundesliga. "Ich wartete darauf, dass ihm noch ein sechster Treffer gelang. Es sollte nicht sein, aber ehrlich gesagt war ich darüber ziemlich erleichtert. Wenn man so einen Rekord derart lange hält, dann hat man sich daran gewöhnt und gibt ihn nicht gerne her", betont Müller in seiner Autobiografie. 

Das Jahr wird der Torjäger allerdings nicht nur aufgrund seines Abends für die Ewigkeit in Erinnerung behalten: Mit dem 1. FC Köln wird Müller am Ende der Saison in einem spektakulären Endspurt Deutscher Meister und verteidigt dazu durch einen 2:0-Finalerfolg gegen Fortuna Düsseldorf noch den DFB-Pokal – das erste und bisher einzige Double des Traditionsvereins vom Rhein. Der Nationalstürmer wird darüber hinaus mit insgesamt 24 Treffern wieder Torschützenkönig (geteilt mit Namensvetter Gerd). Diese Einträge in die Geschichtsbücher der Bundesliga wird Dieter Müller niemand mehr nehmen können – vielleicht gilt das auch für den Rekord der meisten Tore in einem Spiel.

Thomas Reinscheid

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